Bei uns im Dorf wird der Brauchtum noch gepflegt, zu Maria Himmelfahrt am 15. August Kräuterbuschen zu sammeln. Der Kräuterbuschen wird dann am darauffolgenden Sonntag feierlich in der Kirche geweiht. Er soll Heilkräfte besitzen, die sich die Landbevölkerung in Urzeiten zunutze machte: Unter dem Dachboden aufgehängt, soll er vor Blitzschlag schützen, unter dem Kopfkissen das Eheglück, im Viehfutter die Gesundheit der Tiere und im Kochtopf die des Menschen fördern.
Der Kräuterbuschen ist eine Art traditionelle Winterapotheke. In diesen Buschen kommen verschiedene Kräuter, die einen farbenprächtigen und würzig duftenden Strauß ergeben. Im Kräuterbuschen sollten folgende Kräuter und Pflanzen mit eingebunden sein:
- Der Majoran ist ein Grippemittel und fördert die Verdauung.
- Dahlienblüten werden als Dekoration eingebunden
- Ysop ist ein klassisches Stärkungs- und Durchhaltemittel – er fördert die Konzentration.
- Schafgarbe ist blutstillend – bei Zahnfleischbluten kann man Schafgarbenblätter kauen.
- Die Rosen stehen für Liebe und Harmonie.
- Das Eisenkraut soll bei schwierigen „Amtsgängen“ helfen
- Die Ringelblumen gelten als generelles Heilmittel.
- Ackerminze verbreitet frischen Duft durch ätherische Öle
- Kamille, bekannte Heilpflanze, Blütenköpfe als Tee,
- Sonnenblume, sie dient mehr der Dekoration
- Blatt von Weiß- und Blaukraut
- Tausendgüldenkraut, bekannte Heilpflanze
- Getreideähren, Brot für Mensch und Tier
- Hopfen, ein Beruhigungsmittel
- Der Salbei reinigt die Luft
- Fenchel, wirkt bei Husten und Blähungen
- Baldrian wirkt beruhigend und entkrampfend
- Johanniskraut, seit alters her als Wund- und Beruhigungsmittel geschätzt
- Kornblume, bereichert den Strauß mit kräftigen Blautönen
- Wegwarte, früher als Naturheilmittel gegen Leberleiden
- Taubnessel
- Weidenröschen, bekannt Pflanze in der Naturheilkunde
- Farnkraut, gemeiner Wurmfarn, Arzneimittel gegen Bandwürmer
- Eberesche, mit den jetzt schon roten Beeren sehr dekorativ
- Rainfarn, früher als Wurmmittel und gegen Verdauungsstörungen geschätzt
- Geißfuß, früher Heilmittel bei Gicht und Rheuma
- Hirtentäschelkraut
- Nesselblättrige Glockenblume
Früher gehörten zu einem richtigen Kräuterbuschen 77 verschiedene Gräser und Kräuter. Unter anderem sammelten die Frauen Getreideähren, Hopfen, Fenchel und Baldrian. Kräuter wie Lavendel, Petersilie, Salbei und Kamille durften ebenso wenig fehlen wie Johanniskraut und Fünffingerkraut. Mittelpunkt des Kräuterbuschens sollte eine Königskerze, oder auch Muttergotteskerze genannt, sein. Der Buschen sollte an einem dunklen und kühlen Platz aufgehängt werden, damit die Farben und Heilwirkungen erhalten bleiben.